Sven Sachsalber, Pencil drawing on hotel stationary, 2016-2018, 210 × 297 millimeters. Archive: sven sachsalber
Ausstellungen

BUCHHANDLUNG KALTER KÖNIG
SVEN SACHSALBER

22.2.2019—13.4.2019

Vernissage am 22.02.2019 um 19 Uhr

Kuratiert von Emanuele Guidi

Die Ausstellung „Buchhandlung Kalter König“ des Künstlers Sven Sachsalber vereint eine Gruppe von Werken, die in den letzten Jahren entstanden sind und sich mit dem Format des Buches auseinandersetzen, wobei sie unterschiedliche Herangehensweisen und Haltungen zum Einsatz bringen.
Sachsalber schreibt und zeichnet, sammelt und vereinnahmt, zitiert und bricht die komplexe Konstellation jener Figuren, die seine Vorstellungswelt und seinen Werdegang durchziehen und veröffentlicht sie unter dem Namen eines fiktiven Verlagshauses oder einer persönlichen Buchhandlung. Er verbindet dabei die Berglandschaft in der er geboren wurde, mit seiner Wahlheimat New York.

Die titelgebende Arbeit „Buchhandlung Kalter König“ bezieht sich auf Martin Kippenbergers posthum veröffentlichtes Buch “No Drawing No Cry”. Darin sind die Hotelbriefpapiere veröffentlicht, die zuvor in den beiden berühmten Bänden “Hotel-Hotel” und “Hotel-Hotel-Hotel” mit seinen darauf verewigten Zeichnungen versammelt worden waren und hier auf seine Anweisung hin von diesen Zeichnungen “bereinigt” wurden. Ein Buch voller weißer Seiten, auf denen nur die Briefköpfe und Logos der Hotels zu sehen sind, in denen Kippenberger übernachtet hatte. Sven Sachsalber nahm diese Seiten als Einladung, erneut darauf zu zeichnen und ließ zuungunsten des materiellen Wertes dieser wertvollen Ausgabe ein Tagebuch entstehen, in dem er eine systematische Entdeckungsübung und Selbstanalyse durchführte.

Sachsalber hat in seinem Buch 222 Bleistiftzeichnungen angefertigt, in denen zeitgenössische Kultur, Folklore, Tier- und Menschenwelt auf alltägliche Stimmungen und Launen treffen. Mit der Reproduktion der Bilder alpiner Traditionen, die die Schweizer Galerie Bruno Bischofberger jahrelang in ihren Anzeigen auf dem Rückcover von „Artforum“ verwendet hat, beginnt er Symbole und Embleme der Bergwelt zu verweben, von Giacomettis Haus bis hin zum San Pellegrino Mineralwasser, “das in den italienischen Alpen abgefüllt wird, aus denen auch Sachsalber kommt” – wie seine Biografie herausstreicht.

Neben den Seiten des Buches „Buchhandlung Kalter König“ sind auch die Bücher A B BC (2017) und Berg (2015, mit Siggi Hofer) von der andauernden Suche, Kritik und Sorge durchdrungen, die Sachsalber gegenüber der Landschaft als Kultur- und Gefühlskonstrukt hegt. Gleichzeitig kommt in der Zusammenstellung der drei Kunstbücher wieder die Absicht zum Vorschein, seine Biografie und die marketing-strategische Ausbeutung alpiner Berglandschaft – sprich Hoch- und Populärkultur – in einen bissigen und grotesken Kurzschluss zu führen.

Wenn der Künstler auf Martin Kippenberger schielt, so ist dies auch ein Versuch, sich mit dem eigenen Werdegang, dem Erbe und den persönlichen Ambitionen auseinanderzusetzen. Heraus kommt eine absurde und gleichzeitig tragische Welt. Natürlich geht es auch um den Körper, der häufig als Konkurrent des Berges betrachtet und zwangsläufig von diesem zur Erschöpfung gebracht wird. „Zebracabana“ (2018) ist ein Skianzug, mit dem der Künstler das emblematische Design der deutschen Ski-Nationalmannschaft nachbildet: was macht ein Zebra in den verschneiten Bergen?

Sven Sachsalber (1987, Schlanders, lebt und arbeitet in New York) hat am Royal College of Art, London, Bildhauerei studiert. Seine Arbeiten wurden u.a. an folgenden Orten gezeigt: Bible, NY; Shoot The Lobster, NY; White Columns, NY; Helper, Brooklyn; Performa, NY; Fiorucci Art Trust, Stromboli; Palais de Tokio, Paris; Museion, Bozen; Limoncello Gallery, London.

Save the date:
am 22. März eröffnet ar/ge kunst das Projekt „Temporary Lovers“ des Kollektivs Parasite 2.0, das sich zeitweise mit Sven Sachsalbers Ausstellung überschneidet und mittels unterschiedlicher Methoden und Gefühle weitere Reflektionsmöglichkeiten zu den Themen tierische Natur, Gefühlsleben, Land und Gemeinschaft bietet.

Mit freundlicher Unterstützung
Barth Innenbau, Brixen
Autonome Provinz Bozen, Abteilung Kultur
Stiftung Südtiroler Sparkasse
Stadtgemeinde Bozen, Abteilung Kultur

Ein besonderer Dank für den Marmorblock geht an Lasa Marmo