Otobong Nkanga, Contained Measures of Pointe Noire, CCF, Pointe Noire, 2009
Ausstellungen

A LAPSE, A STAIN, A FALL
OTOBONG NKANGA

23.11.2018—9.2.2019

Vernissage und Performance
23. November, 19 Uhr

Kuratiert von Emanuele Guidi

Der Gipfel des Mount Everest
ist aus marinem Kalkstein, (…)
Nur ein Vorurteil könnte uns glauben machen,
die Erde unter unseren Füßen sei nicht lebendig.
Teju Cole

Die Künstlerin Otobong Nkanga (Lagos/Antwerpen) kehrt für ihre erste Einzelausstellung in Italien an die ar/ge kunst zurück, nachdem sie bereits im November 2013 an der programmatischen Ausstellung Prologue Part II – La Mia Scuola di Architettura teilgenommen hatte.

A Lapse, a Stain, a Fall bringt aktuelle Arbeiten, laufende Projekte und zwei neue Auftragsarbeiten Otobong Nkangas zusammen und stellt einen weiteren Schritt in ihrer Auseinandersetzung mit den mannigfaltigen Werten natürlicher Ressourcen im Anthropozän dar, die sie parallel zu ihrer unaufhörlichen Erkundung der Wechselwirkungen zwischen der Morphologie der Erde und jener der Sprache fortführt.
Mithilfe von Bildhauerei, Zeichnung und Performance, aber auch mit schriftstellerischen, verlegerischen und pädagogischen Mitteln, betrachtet die Künstlerin den Begriff „Land“ als geologisches und diskursives Gebilde und geht dabei häufig von derlei Systemen und Verfahren aus, mit denen Rohstoffe lokal abgebaut, technologisch verarbeitet und weltweit in Umlauf gebracht werden. Von dort folgt sie dann den Verflechtungen, die Erze, materielle Kultur und die Konstruktion von Begierde mit Macht- und Wissensumverteilung verbinden.

Otobong Nkanga hat A Lapse, a Stain, a Fall als organische Darstellung künstlerischer Arbeiten konzipiert, die sich einem chromatischen Rhythmus folgend im Raum entfalten; von Schwarz bis zu einer zunehmend gemischten Farbpalette. Eine Abfolge von Werken, die entlang eines neuen zentralen Hauptwerkes „aufkeimen“, das wie eine Ader den architektonischen Raum von Wand zu Wand durchläuft, macht die Ausstellung zu einem lebendigen, diasporischen Organismus, in dem Körperteile über ihre Haut aneinander hängen.
Der Begriff „Körper“ als zentrales Element ihres Denkens schwingt auch im Titel dieser neuen Auftragsarbeit Veins Aligned mit: eine 26 Meter lange, aus Schichten von Glas und Laaser Marmor geschaffene Skulptur liegt auf dem Boden der ar/ge kunst, beide Materialien wurden in Zusammenarbeit mit einheimischen Fachleuten gefertigt.

Diese Skulptur ruft jenes tiefe Empfinden wach, das Nkanga für Materie verspürt, also sowohl den Drang, eine Kontinuität zwischen Materialien zu schaffen, die als Stützstruktur dienen können, als auch die Anerkennung all ihrer Schichten als Träger darin verorteten Wissens; von der äußeren Hülle, die lüstern glänzt, über die komplexe molekulare Struktur mit ihren geotechnologischen Eigenschaften. Es geht um Wissen, das es verdient ausgegraben zu werden und auch darum, aufzuzeigen wie jeder Extraktionsvorgang das Risiko birgt, Kapital zu extrahieren und möglicherweise einen gewaltvollen Akt gegen einen menschlichen, stofflichen oder territorialen Körper zu begehen.

Vielen Dank an Alessandro Cuccato und Alessandra Piazza für die technische Unterstützung, die die Realisierung des Werkes Veins Aligned ermöglicht hat.

Ein besonderer Dank für das Material und die Fertigung geht an
Lasa Marmo
Gruppe Dalle Nogare

Mit freundlicher Unterstützung von
Flanders, State of the Art
Autonome Provinz Bozen, Abteilung Kultur
Stiftung Südtiroler Sparkasse, Bozen
Stadtgemeinde Bozen, Abteilung Deutsche Kultur