Exhibiton view, Yves Netzhammer, 2006
Ausstellungen

YVES NETZHAMMER

24.3.2006—14.5.2006

Der Schweizer Multimedia-Künstler Yves Netzhammer, 1970 in Schaffhausen geboren, verwandelt in seiner ersten Einzelausstellung in Italien die Räume der Galerie Museum mit Wandzeichnungen und projizierten Computeranimationen in einen geheimnisvollen, poetischen Bilderkosmos.
Ausgangspunkt der Arbeiten Yves Netzhammers sind am Computer entwickelte Zeichnungen, die er zu merkwürdigen Geschichten kombiniert, die unsere Lebenswelt modellhaft reflektieren. Es sind Bilder voller Rätselhaftigkeit, Chiffren, die im Kopf jedes einzelnen Betrachters zu neuen Sinnzusammenhängen führen.

Der Protagonist in Netzhammers Filmen ist eine gesichts- und geschlechtlose Gliederpuppe, eine künstlich und technoid wirkende Figur, die gleichzeitig eine ideale Repräsentation des Menschen und Projektionsfläche für unsere Phantasien darstellt.
Netzhammer schafft in seinen Geschichten Handlungsketten, in denen es um Vernetzung und Verwandlung geht, zwischen der Welt des Menschlichen, der Welt des Gegenständlichen und der Tier- und Pflanzenwelt. Durch dramaturgische und optische Brüche, Verschachtelungen und Verzweigungen werden Bilderfolgen aneinander gereiht, die das Naheverhältnis von heiler Welt und Katastrophe thematisieren.
Die philosophisch und psychologisch besetzte Thematik der Grenze zwischen dem Ich und dem Anderen, zwischen innerer und äußerer Realität, setzt der Künstler in Bildern um, die an Ovids Metamorphosen erinnern. Hauptthemen dabei sind die fundamentalen Fragen des Lebens, Krankheit, Liebe, Sexualität und Tod.
Da Netzhammer den Betrachter nie durch dramaturgische Effekte überfordert, wird man in die Lage versetzt, die subtil-eindringlichen Geschichten mit maximaler Offenheit und Durchlässigkeit an sich heran zu lassen.

Die Bildfindungsverfahren Netzhammers erinnern an visuelle Simulationen aus dem Bereich der Naturwissenschaften, die dazu dienen, unsichtbare Prozesse sichtbar zu machen (z.B. abstrahierte Darstellungen von Viren in Form von roten Kugeln). Netzhammers Geschichten gleichen solchen naturwissenschaftlichen Versuchsanordnungen. Dabei erinnern die Ereignisse zwar an reale Zusammenhänge aus unserem alltäglichen Leben, lassen sich aber nicht nach logischen Gesetzmäßigkeiten erklären. Netzhammer zeichnet vielmehr unterbewußte Verbindungslinien nach, seine Bilder evozieren Gedanken und Vernetzungen im Kopf des Betrachters, rufen Gefühle hervor.
Das Natürliche und das Künstliche kommen sich sehr nahe, Fiktion und Wirklichkeit gleiten ineinander. Ort- Zeit- und Maßstablosigkeit lassen stabile Grenzen verschwimmen, wodurch Bedeutungen immer neu verschoben werden können.
Netzhammers modellhafte Bildersprache schafft gedankliche Landschaften, die in ihrer Distanziertheit und Kühle unsere Welt umso präziser, sinnlicher und schmerzlicher beschreiben.