Can Altay_Poster_2015

RADICAL HOSPITALITYCAN ALTAY

26.5.2015—14.6.2015

Eine Zusammenarbeit von ar/ge kunst & Lungomare

Im Rahmen der Langzeit-Residency mit Can Altay,kommt der türkische Künstler, der sich mit Themen der Stadt und speziell dem Virgl auseinandersetzt, für einen dritten Arbeitsaufenthalt nach Bozen. Für diese Zeit sind verschiedene Veranstaltungen geplant.

poster campaign
SOLCH TERRITORIALE ANSPRÜCHE VERWANDELN DAS RÄUMLICHE VORSTELLUNGSVERMÖGEN IN
(STUDIO VIRGOLO SECOND FRAGMENTS)

Zeit: 26. Mai 2015 – 14. Juni 2015
Ort: Bozen

Can Altays Projekt über den Bozner Hausberg Virgl setzt sich mit einer zweiten Serie von Fragmenten des Studio Virgolo fort.
Der Zeitungsartikel über die „Maulwurfsmenschen“ („Uomini come le talpe“) von 1948, die kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg,
den damals noch unbefahrenen Tunnel durch den Virgl bewohnten, regt weiterhin die Vorstellung des Künstlers an.
„wer darf öffentlichen Raum beanspruchen, wer muss die Räume der Infrastruktur bewohnen? TUNNELBEWOHNER DER 40ER JAHRE.
DIE ZAHNRADBAHN FÄHRT NICHT MEHR. PARTIES IM EHEMALIGEN CLUBHAUS. KAUFHÄUSER UND FREIZEITPARKS. FLUCHTWEGE UND RÜCKZUGSORTE.“
Altay bespielt mehrere hundert Werbeflächen im Bozner Stadtraum mit einer Plakatserie, die unerfüllte Wünsche und nicht gehaltene Versprechen thematisiert: Wie Poster für einen immaginären Tourismus funktionieren sie als Infokampagne zu Themen, die am Abend des 12. Juni im Projektraum Lungomare öffentlich diskutiert werden.
Can Altay lenkt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den Virgl, da dieser als Einzelfall an spezifische Bedingungen gebunden ist und zugleich auf übergeordnete, gesellschaftlich bedeutende Fragen hinweist.

reading group

Zeit: 9. Juni 2015, 18.00 – 20.00 Uhr
Ort: Bahnhofspark, Bozen (bei Regen: Bar Jona, via Crispi)

Im dritten Kapitel von Rebellische Städte beschreibt der marxistische Geograph David Harvey das städtische Gemeingut als Ergebnis sozialer Beziehungen: Städtisches Gemeingut wird von Menschen, die in Städten leben, permanent produziert.
Gentrifizierung, d.h. der sozioökonomische Wandel von Stadtteilen, ist darauf ausgerichtet, aus der städtischen Vitalität Profit zu schlagen. Dieser Prozess wird oft beschönigend „Erneuerung“ genannt. Harvey bezeichnet Gentrifizierung als Privatisierung der städtischen Vitalität, die, oft von öffentlichen Institutionen eingeleitet, nur Wenigen zugute kommt.
Der vorliegende Text kann uns dabei helfen, vom viel beschworenen Gegensatz zwischen „Erneuerung“ und „Verfall“ Abstand zu nehmen. Denn der Prozess der Erneuerung ruft tatsächlich soziale Benachteiligung hervor. Die Lektüre des Texts lässt uns weiter den gegenwärtigen Ausverkauf von öffentlichen Grund und Gütern in Bozen weniger als lokales, sondern vielmehr als globales Phänomen verstehen.
Wie ist die Komplexität urbaner top-down Transformationen in Bozen zu begreifen und welche Möglichkeiten gibt es, das städtische Gemeingut, das wir, die Bewohner der Stadt, kontinuierlich produzieren, zurückzufordern?

(Den Text können Sie vorab bei Lungomare erfragen.)

panel discussion
WIDERSTREITENDE VORSTELLUNG VON RAUM (ENTWICKLUNG DES VIRGLS?)

Zeit 12. Juni 2015, 19:00 Uhr
Ort: Lungomare Rafensteinweg 12, Bozen

mit Stefano Novello, Michael Obrist, Huib Haye van der Werf

Orte wie der Bozner Hausberg Virgl werfen eine Reihe von Fragen auf, deren Beantwortung davon abhängt, wie wir uns die Zukunft unserer Städte vorstellen.
Diese Visionen sind meist von zwei gegensätzlichen Vorstellungen geprägt: von einer Einstellung, die auf den Erhalt von Raum und Struktur abzielt oder von einer neoliberalen Haltung, die der Privatisierung und Kommerzialisierung urbaner oder suburbaner Räume geschuldet ist. Diese beiden Fronten stehen sich heute, im Streit um städtischen Raum, meist kompromisslos gegenüber.
Die von Lungomare und ar/ge kunst organisierte Veranstaltung soll am Beispiel des Virgls gegebene Denkmodelle und konkrete Vorschläge zur Um/nutzung des Bozner Hausbergs zur Sprache bringen. Statt jedoch für eine der beiden oben genannten Haltungen zu argumentieren, begeben wir uns auf die Suche nach neuen Möglichkeiten der Nutzung des städtischen Raums. Dabei wird der Blick über die Besonderheiten des Virgls hinaus auf seine Bedeutung für die weitere Entwicklung von Infrastruktur (Tunnel) und die Räume und Aktivitäten in seiner Nähe gelenkt.
Die drei Vortragenden Stefano Novello (Architekt, Bozen), Michael Obrist/Feld72 (Architekt, Wien) und Huib Haye van der Werf (Künstlerischer Leiter Multiform Institute for Fine Art, Design and Reflection, Maastricht) werden zunächst unterschiedliche Perspektiven und Ideen für den Virgl präsentieren, bevor die Diskussion für das Publikum geöffnet wird.
Die Moderation übernimmt der Künstler Can Altay gemeinsam mit dem Kuratoren-Team.