Gianni Pettena, La Mia Scuola di Architettura, 2011. photo Annelie Bortolotti
Ausstellungen

PROLOGUE – PART TWO: LA MIA SCUOLA DI ARCHITETTURA

15.11.2013—11.1.2014

Gianni Pettena, Pedro Barateiro, Otobong Nkanga, Lorenzo Sandoval & S.T.I.F.F.

Kuratiert von Emanuele Guidi

Nach Part One: References, Paperclips and the Cha Cha Cha findet das Projekt Prologue mit Part Two: La Mia Scuola di Architettura seine Fortsetzung. Auch dieser Teil ist darauf ausgerichtet, jene Themen und Perspektiven, die für die zukünftige Arbeit von ar/ge kunst unter der neuen künstlerischen Leitung von Emanuele Guidi wichtig sind, zu vertiefen.

Mit dem Titel der Ausstellung La Mia Scuola di Architettura ist auch ein Werk von Gianni Pettena benannt und zwar eine 12teilige Fotoserie über die Gipfel der Dolomiten. Ausgehend von der Bedeutung, die Pettena diesem Panorama zumisst, hat es sich die Ausstellung zum Ziel gesetzt, Fragen zum Begriff „Landschaft“ zu stellen und über den Einfluss nachzudenken, den diese auf die Ausrichtung Einzelner (Künstler oder Bürger) und letztlich auf die Lebensumstände einer ganzen Gemeinschaft haben kann. Bereits in der Biografie des Künstlers angelegt und davon ausgehend, weist das in der Ausstellung eröffnete Spannungsfeld des Begriffs „Landschaft“ über dessen geophysische, soziopolitische und wirtschaftliche Bedingtheit hinaus hin zu einer emotionalen Dimension: 1940 in Bozen geboren, verlässt Gianni Pettena Südtirol bereits in frühen Jahren auf der Suche nach innovativen Ausbildungsmöglichkeiten und wird, zwischen Florenz und den Vereinigten Staaten, schließlich zu einem der konstituierenden Mitglieder jener Kerngruppe von Architekten, die mit Archizoom, Superstudio und Ufo als die Begründer der „radikalen Architektur“ Italiens angesehen werden. Erst der Umweg einer weitreichenden Karriere, mit der Pettena die Grenzen der Architektur auslotet, führt ihn schließlich zurück in die Landschaft seiner Kindheit und Jugend, der er mittlerweile eine „grundlegende“ Bedeutung für seine Arbeitsweise zuerkennt.

La Mia Scuola di Architettura (2011) setzt sich einerseits mit dem Wunsch einer Rückbesinnung auf dieses Ambiente auseinander, andererseits verdeutlicht es das konzeptuelle Ungleichgewicht, das die Architektur und das „Gebaute“ im allgemeinen im Verhältnis zur Naturlandschaft haben. Natur und Architektur befinden sich für den Künstler in einem Konfliktverhältnis, wie es auch in den beiden, bis heute nur auf Papier existierenden Projekten Situazione Competitiva (1971) und The Game of Architecture (2013) zum Ausdruck kommt, vor deren Hintergrund Pettena Mutant Matters von Lorenzo Sandoval & S.T.I.F.F. vorstellen und es mit einem weiteren seiner Werke Vestirsi di Sedie (1971) in Verbindung bringen wird.

Auch für Otobong Nkanga und Pedro Barateiro ist der „persönliche“ Bezug der Ausgangspunkt einer Untersuchung, mit der sie die sie umgebende Landschaft überprüfen und als komplexes und wechselseitig sich beeinflussendes Gefüge von Wirtschaft, Natur und „Körperpolitik“ wahrnehmen.

Otobong Nkanga, die in Nigeria geboren und aufgewachsen ist und in Frankreich ihre Ausbildung erfuhr und eigens für die Ausstellung eine Serie von Zeichnungen realisiert hat, bringt in ihrer Arbeit persönliche Erfahrungen mit einer Reflexion über die Dynamiken des Wohnens in Verbindung (Social Consequences IV, 2013). Die Zeichnung stellt für die Künstlerin dabei eine Übung im nicht-linearen Erzählen dar, mit der sie eine Beziehung herzustellen vermag zwischen dem Gewordenen einer Landschaft (durch die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und die Praxis des Bauens) und den Umständen, unter denen das Individuum innerhalb einer Struktur/Gesellschaft sich konstituiert.

Anders formuliert Pedro Barateiro dieses Verhältnis in seiner Performance und Installation Endurance Test (2012). Mit „Härtetest“ bezieht sich der Künstler auf jene Bedingungen, die die Diktate der Troika dem Land Portugal (wo Barateiro geboren ist und wo er lebt) unentwegt auferlegen. Die Performance, auch verstanden als Kredit- und Zinsverkehr mit den internationalen Finanzmärkten, dem sein Land unterworfen ist, verwendet der Künstler, um über die Grenzen seiner eigenen künstlerischen Praxis nachzudenken. Entsprechend untersucht Barateiro ausgehend von dessen linguistischer und ontologischer Dimension ein Wirtschaftsszenario unter „Stresstest“, wonach ganze europäische Nationalstaaten geeinigt und deren innere Landschaften neu definiert werden.

Mit freundlicher Unterstützung von:
Autonome Provinz Bozen, Südtirol, Deutsche Kultur
Stadt Bozen, Amt für Kultur
Stiftung Südtiroler Sparkasse
Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen