Exhibiton view, Jeanne Faust, 2007
Ausstellungen

JEANNE FAUST – DI CIÒ CHE HO VISTO NON PARLO

7.6.2007—26.7.2007

Jeanne Faust
kuratiert von Astrid Wege

„Was ich gesehn hab, da sag ich nichts drauf“ betitelt Jeanne Faust ihre Ausstellung in der Galerie Museum in Bozen und lenkt damit die Aufmerksamkeit auf ein zentrales Motiv ihrer künstlerischen Praxis: das Verhältnis von Bildern und Sprache. Momente der Imagination, Projektionen und Gefühle, die sich an die Wahrnehmung und Deutung von Bildern heften, spielen in Jeanne Fausts Filmen und fotografischen Serien eine wichtige Rolle. Auch die Bilder ihrer neuen Werkgruppe, die erstmals in diesem Umfang in einer Einzelausstellung gezeigt werden, greifen diese Elemente auf. Sie verweisen auf Medienbilder, die signifikante Ereignisse in ein prägnantes Bild zu fassen suchen und die in der Wiederholung gleicher oder ähnlicher Motive zu stereotypen Zeichen gerinnen. Jeanne Faust nimmt solche Bilder als Vorlage für ihre Scherenschnitte und fotografiert diese wieder ab. Die Arbeiten durchlaufen demnach mehrere Stufen medialer Übersetzungen und Interpretationen, eine Rückbindung an die Anlässe der Ausgangsbilder ist kaum mehr möglich. Dennoch bleibt ein Gefühl von Unbehagen, obwohl (oder gerade weil) den Arbeiten eine fast schon erschreckende Schönheit innewohnt, etwa wenn das Bild eines festlich geschmückten Straßenzugs nicht zu erkennen gibt, dass hier kurz zuvor ein Brand stattgefunden hat. Jeanne Faust ist fasziniert von der Verführungskraft schöner Oberflächen – und misstraut ihr zutiefst. In ähnlicher Weise setzt sie in ihrem Film IV die Diskrepanz zwischen sprachlicher Bildfindung und beschriebenem Bild in Szene. Zu sehen ist eine junge Frau, die, nach Worten tastend, zwei unterschiedliche Beschreibungen desselben Bildes – genauer: eines Filmstills aus einem Vampirfilm – vorträgt. Wie der Titel der Ausstellung durchaus ironisch nahelegt, scheint es manchmal angebracht, „nichts mehr zu sagen“. Jeanne Fausts bildnerische Sprache hingegen ist äußerst beredt. Jeanne Faust wurde 1968 in Wiesbaden geboren und lebt in Hamburg. Sie hatte zahlreiche Ausstellungen und ist eine der vier Letztnominierten für den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst, Hamburger Bahnhof, Berlin, 2007. „Was ich gesehn hab, da sag ich nichts drauf“ ist Jeanne Fausts erste Einzelausstellung in Italien.