Exhibition view, Flora, 2008
Ausstellungen

FLORA

9.5.2008—28.6.2008

Line Bergseth, Daniela Deinhard, Ettore Favini, Regula Dettwiler, Carla Mattii, Klaus Mosettig, Paolo Piscitelli, Ene-Liis Semper, Luzia Simons
kuratiert von Sabine Gamper

Durch die Möglichkeiten der technischen Reproduktion hat sich die Natur für den Menschen im letzten Jahrhundert grundlegend verändert. Ebenso fundamental hat sich die Situation des Menschen, der selber Natur ist, in der Natur verändert, also die Beziehung und Wechselwirkung der beiden. Natur ist als wesentliches Element unserer europäischen Kultur über Jahrzehnte entwertet bzw. immer wieder kulturell umgedeutet worden. Heute kämpfen wir bereits weltweit in Kampagnen um den Schutz unserer Natur, welche mittlerweile fundamental bedroht ist. Die Pflanzen, im Speziellen die Blüte, sind Wahrzeichen und Sinnbild für Schönheit, aber gleichzeitig auch für die Verletzlichkeit. Am Beispiel von Werken zeitgenössischer Kunst, welche sich mit Blumen und Pflanzen beschäftigt, soll diese Ausstellung unseren Blick auf all diese Themen werfen.
Die Ausstellung „Flora“ zeigt Werke von KünstlerInnen, welche sich in ihrer künstlerischen Arbeit und Recherche generell mit dem Thema Pflanzen, im Speziellen Blumen, beschäftigen. Es werden Positionen und Zugangsweisen vorgestellt, welchen einerseits eine forschende, wissenschaftliche Recherche zum Thema Pflanzenwelt zugrunde liegt, und die sich aber nicht scheuen, in ihrer Umsetzung die Ästhetik und Schönheit der Pflanzen in ihrer poetischen Kraft in den Vordergrund zu stellen. Anhand der gezeigten Werke wird die Galerie Museum in einen künstlichen Garten Eden verwandelt, der den Besucher eintauchen lässt in die besondere Ästhetik und sinnliche Präsenz der Pflanzenwelt. Über diesen Weg soll eine Reflexion über unseren Umgang und unser Verhältnis zur Natur in die Wege geleitet werden. Themen sind die Dichotomie zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, Schönheit und Verfall, Sinnlichkeit und wissenschaftlicher Beobachtung. Themen, die unsere Realität als lebendige Wesen bestimmt, und die über die Betrachtung der Naturdarstellungen reflektiert werden können.
Line Bergseth realisiert eine sich wöchentlich in Farbe und Duft verändernde Rauminstallationen mit echten Blüten, während Luzia Simons uns anhand ihrer großformatigen Scannogramme das Blühen und Verwelken von Pflanzen mit stechender Schärfe und in übernatürlich großen Dimensionen vor Augen führt. Die Bilder sind beherrscht von einem Pathos der Vergänglichkeit und der Trauer um die in ihrer vermeintlichen Pracht schon verlorene Schönheit.
Regula Dettwiler’s Arbeiten kreisen inhaltliche um die Simulation von „Natur“, indem sie künstliche Blumen als kreative Interpretationen von biologischen Strukturen in ihre Bestandteile zerlegt und nach wissenschaftlichen Kriterien auflistet.
Die Eingriffe des Menschen in Natur und Landschaft bzw. die Überschneidungen zwischen dem Natürlichen und dem kulturell Entstandenen werden in den Werken der Künstlerin Carla Mattii thematisiert. Die Unterscheidung zwischen sogenannten wertvollen Pflanzen und als Unkraut eingestuften „niederen“ Pflanzen sowie Querverweise zu gesellschaftspolitischen Fragestellungen bespricht Paolo Piscitelli in seiner eindrücklichen Videoproiektion „some prefer nettles“, hingegen ist die historische Verknüpfung zwischen der wuchernden Pflanzenwelt und dem (zu zähmenden) weiblichen Körper Inhalt der Videoarbeit „Oasis“ von Ene-Liis Semper. Ettore Favelli setzt einen Spielautomaten in die Galerie, welcher kleine Sphären mit Pflanzensamen beinhaltet, die das Publikum mit nach Hause nehmen kann, um ihr Umfeld mit Pflanzen und Grünflächen zu gestalten.