Aldo Giannotti, Spatial Dispositions, 2014
Ausstellungen

Disposizioni Spaziali
Aldo Giannotti

7.2.2015—30.4.2015

Eröffnung: 7. Februar, 19 Uhr

„disposition: 1) a person’s inherent qualities of mind and character; an inclination or tendency to behave in a particular way; 2) the way in which something is placed or arranged; […].„

ar/ge kunst, gegründet im Jahr 1985, feiert 2015 sein 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass widmet sich das gesamte diesjährige Programm einer kritischen Reflexion der Geschichte von ar/ge kunst und des Modells Kunstverein, an dem sich die Institution von Beginn an ausgerichtet hat.

Vermittelt durch die diversen Praktiken der eingeladenen KünstlerInnen wird sich dieser Prozess der Selbstuntersuchung auf die Ausstellung als eine Form von Research, Produktion, Kollaboration und Restitution konzentrieren; damit entsteht ein besonderer Raum und eine Zeit, in denen sich die Reziprozität und gegenseitige Beeinflussung von Ausstellungen und Begleitprogramm aus öffentlichen Diskussion, Workshops und Performances voll entfalten kann.

Das erste Ausstellungsprojekt von 2015 trägt den Titel Spatial Dispositions (Räumliche Veranlagungen) und zeigt Arbeiten von Aldo Giannotti (*1977, lebt und arbeitet in Wien). Die Schau präsentiert eine fortschreitende Recherche über ar/ge kunst selbst. Ausgehend von der Betrachtung des planimetrischen und architektonischen Raums untersucht Giannotti das weitläufige Netz von Beziehungen, die ar/ge kunst als institutionellen Ort definieren und immer wieder verändern. Dessen Geschichte und ökonomische Grundlagen, das Leitbild und die Ambitionen, die Verantwortung gegenüber Mitgliedern und Öffentlichkeit sowie das Verhältnis zu dem kulturellen und politischen Kontext, in dem ar/ge kunst sich bewegt, werden in installativen und performativen Projekten thematisiert.

Giannottis Beitrag umfasst eine „programmatische“ Serie von Ideen, die in Form konzeptueller Zeichnungen präsentiert werden. Aus ihnen ergibt sich eine Kartographie, die ständig erweitert wird durch Untersuchungen und Dialoge mit den BesucherInnen und mit Personen, die in den letzten 30 Jahren am Aufbau von ar/ge kunst mitgewirkt haben, – sei es im Team, als Mitglieder des Kunstvereins oder als Teil der Öffentlichkeit. Die Zeichnung war für Giannotti immer ein Medium, das der Ausarbeitung seiner Projekte diente. In dieser Ausstellung allerdings wird sie zum Instrument, das es erlaubt, imaginative und antizipative Praktiken freizusetzen und daraus eine Vielzahl von möglichen Interventionen und „Ausstellungen“ zu sammeln: Ideen, die wie Kommentare, Kritik und Beiträge funktionieren und den Raum immer wieder umgestalten. Spatial Dispositions verfolgt somit einen Ansatz, die Institution als lesbares und veränderbares System zu betrachten – und zwar im Sinne der zwei Bedeutungen des Wortes „Disposition“, das auf bestehende Qualitäten, Tendenzen und Verhaltensmuster von Subjekten ebenso zielt wie auf die mögliche Anordnung, Organisation und Verteilung von Objekten im Raum.

In diesem Sinne unternimmt Giannotti eine laufende Verschiebung dessen, was man den „Aufforderungscharakter“ von Institutionen nennen könnte und was sich meist der direkten Wahrnehmung entzieht: die den sozialen Umwelten eingeschriebenen Formen oder Designs, durch die bestimmte Gebrauchs- und Handlungsmöglichkeiten vorgezeichnet und nahegelegt werden. arge/kunst wird sichtbar als ein Objekt/Subjekt, das in Reaktion auf die aktuellen oder potentiellen Kontexte, in die es sich einschaltet, eine Vielzahl ganz verschiedener Rollen und Funktionen ausübt.